RABENVÖGEL:

Intelligente Schönheiten - Mythos und Wahrheit

Rabenintelligenz

Es heißt, Raben seien hinterhältig, diebisch und gemein. Der schwarze Vogel hat einen schlechten Ruf. Zu Unrecht: Wissenschaftler haben dem Unglücksraben auf die Krallen geschaut. Die Vögel im schwarzen Frack sind ausgesprochen schlau – und mehr als das …

Forscher der Universität Oxford untersuchen seit längerem die Rabenvögel und ihr Verhalten. Bisher wusste man, dass die Tiere beispielsweise Stöckchen nutzen, um nach tief sitzenden Würmern zu stochern.

 

Werkzeuge im Gebrauch

Rabenwerkzeug

Bei einem Experiment mit Geradschnabelkrähen von der Pazifikinsel Neukaledonien konnten sich die Forscher 2009 davon überzeugen, dass die Vögel sogar drei Werkzeuge zielgerichtet hintereinander verwenden. Bei diesem Versuch versteckten die Forscher Nahrung in einem Loch. Nur mit einem speziellen Werkzeug konnte der Leckerbissen herausgefischt werden. Doch um dieses zu bekommen, mussten die Vögel erst zwei andere Werkzeuge nutzen. Einige Krähen schafften diese Aufgabe schon beim ersten Versuch. Dieses zielgerichtete Nutzen von Werkzeugen gilt eigentlich als Zeichen menschlicher Intelligenz.

Immer wieder zeigen Futterexperimente, dass die Tiere schlauer sind als allgemein bekannt: „Krähen planen für den nächsten Tag“, so das Ergebnis der Wissenschaftler. Das zeuge von hoch entwickelten und komplizierten Gedankengängen.

Britische Forscher stellten Saatkrähen einen schmalen, hohen Becher in den Käfig. Darin schwamm ein Wachswurm – allerdings so tief, dass die Vögel ihn nicht schnappen konnten. Neben den Becher legten die Forscher kleine Steine. Um an den Wurm zu kommen, warfen die Vögel einzelne Steine ins Gefäß. So lange, bis der Wurm nach oben kam und sie ihn fassen konnten.

 

Menschliche Nußknacker

Der britische Verhaltensforscher Nathan Emery erforschte japanische Krähen, die Nüsse auf die Straße werfen, um die Leckerbissen von darüber rollenden Autos knacken zu lassen. Doch damit nicht genug: Sie werfen ihre Nüsse gezielt auf Zebrastreifen oder vor Ampeln und ernten ihre Nuss-Beute, wenn die Autos anhalten.

 

Komplizierte Vorratshaltung

In mehreren Experimenten hatten die Forscher Rabenvögel in durch Wände teilbare Räume gesperrt. In einigen Räumen gab es täglich „Frühstück“, in anderen nicht und wiederum in anderen nur eine einzige Sorte Nahrung. Gab man den Tieren die Möglichkeit, nach Belieben Nahrung zu verstecken, deponierten sie Nahrung dort, wo es nie „Frühstück“ gab und versorgten außerdem die Räume mit eingeschränktem Nahrungsangebot durch das jeweilige Futter, was dort gewöhnlich „fehlte“. Zudem weiß ein Rabe beim Verstecken des Futters, dass seine Beute nur dann sicher ist, wenn ihn keiner beobachtet hat.

 

Fürsorgliche Rabeneltern

Jungraben

Raben leben übrigens lebenslang mit dem gleichen Partner zusammen. Jedes Jahr zieht das Paar zwei bis fünf Junge heran, um die sich die Rabeneltern sehr fürsorglich kümmern. Doch junge Raben und Krähen fallen schnell mal aus dem Nest und hüpfen dann scheinbar verlassen auf dem Boden herum – was wohl den Ausdruck „Rabeneltern“ prägte. Doch Mama und Papa Rabe sind stets in der Nähe, füttern und verteidigen ihren Nachwuchs.

 

Der gefürchtete Rabe

Doch trotz der vielen Beweise ihrer Intelligenz waren und sind Raben nicht besonders beliebt. Als Galgenvogel war der Rabe verschrien, weil man den Aasfresser auf Schlachtfeldern als Leichenfledderer beobachten konnte. Heute plündern die größten unserer heimischen Singvögel eher Mülldeponien. Außerdem gelten sie auch als Lämmer- und Ferkelmörder. Meist treiben sie sich aber aus anderem Grund zwischen Ferkeln herum: Was die Schweinchen mögen, essen auch Raben gern – und das liegt oft frei zugänglich auf dem Boden herum. Übrigens: Lämmer gehören zwar in das natürliche Beutespektrum der Raben, sie bevorzugen allerdings Tot- und Nachgeburten.

Unter den gefiederten Genies sind die Rabenvögel Spitzenreiter. Kolkraben können sogar sprechen, wenn ihnen einzelne Sätze lange genug vorgesprochen werden. Auch der Dialekt ihres Lehrmeisters ist dann noch zu erkennen. Den Inhalt ihrer Worte verstehen die Raben aber nicht. Noch nicht – zumindest wurde dies noch nicht nachgewiesen.

 

Quelle: Raffinierte Rabenvögel

Updated: 14/10/2015 — 23:18
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